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Die Zerstörung der Landschaft

Tag für Tag wird in Deutschland landwirtschaftliche Nutzfläche zerstört. Straßenbauprojekte, Stromtrassen, Windkraftanlagen, Solarparks, Neubaugebiete und Logistikzentren fressen sich immer weiter in die Landschaft. Betroffene Landwirte stehen dem Flächenverlust wehrlos gegenüber.

16. September 2018

Wer heute die Schönheit einer gewachsenen Kulturlandschaft erleben will, muss in Deutschland die Kunst der selektiven Wahrnehmung beherrschen. Windkraftanlagen, Hochspannungsleitungen, Neubaugebiete, Autobahnen und Eisenbahntrassen stehen immer häufiger im Blickfeld und zerstören nicht nur die Landschaft als Erholungsraum sondern auch die Identität und Lebensgrundlage der Menschen im ländlichen Raum.
Leidtragend ist vor allem die bäuerliche Landwirtschaft, der oftmals nichts anderes übrig bleibt als ihre Betriebe aufzugeben, wenn keine Ausgleichsflächen in Hofnähe verfügbar sind. Gleichzeitig werden durch die Entschädigungszahlungen für Enteignungen, die aufgrund der Privilegierung im Einkommensteuergesetz steuerneutral reinvestiert werden können, die Bodenpreise in die Höhe getrieben. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass die Flächenpreise in Deutschland im Vergleich zu denen anderer Ländern in Europa deutlich höher sind. Landwirten wird es so nahezu unmöglich gemacht, auf dem jetzigen Preisniveau Ackerland zu erwerben und profitabel zu bewirtschaften.

Während die öffentliche Hand durch ein vollkommen unzeitgemäßes Planungsverhalten großzügig die Zubetonierung der Landschaft vorantreibt, regt sich überall in Deutschland Widerstand, der früher zum Teil undenkbare Allianzen zutage fördert. So haben sich in Hessen der Bauernverband und der Bund Naturschutz auf einen Maßnahmenkatalog gegen den Flächenfraß geinigt. In Bayern ist das Volksbegehren „Betonflut eindämmen“, das von den Grünen, der ÖDP und der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft ins Leben gerufen wurde, zwar zunächst mit dem Ansinnen gescheitert, könnte aber schon nach der Landtagswahl im Oktober Aufwind bekommen, wenn man den aktuellen Meinungsumfragen trauen darf.
Auf der anderen Seite ist es vor allem die von den Grünen propagierte Energiewende, die eine gnadenlose „Verspargelung“ der Landschaft zur Folge hat. Selbst Schutzgebiete dürfen jetzt für die Stromproduktion zerstört werden. Die hessische Umweltministerin Priska Hinz von den Grünen äußerte jüngst gar, dass es ohne die Errichtung weiterer Windergieanlagen auch in Wäldern und FFH Natur- und Landschaftsschutzgebieten in 30 Jahren gar keine Wälder mehr geben werde. Obschon die absurde Behauptung durch Fakten schnell zu widerlegen wäre, kommt die Politikerin bei einer urbanen Wählerklientel, die nicht im Schlagschatten von Windrädern leben muss, mit solchen Parolen offenbar gut an.Land- und Forstwirte, die von Baumaßnahmen betroffen sind, stehen vor der enormen Herausforderung, sich sehr schnell in eine komplexe Rechts- und Sachlage einarbeiten zu müssen. Ihnen steht eine personell und fachlich bestens ausgestattete Bürokratie gegenüber, die alle rechtlichen Winkelzüge beherrscht – ein Kampf gleich dem des David gegen Goliath.
Im Kielwasser der Planungsbehörden hat sich darüber hinaus ein besonders grotesk anmutender Industriezweig entwickelt, der darauf spezialisiert ist, gefällige Naturschutzgutachten für die Vorhabensträger zu erstellen. Hier werden Kammolchteiche angelegt, Bechsteinfledermäuse aus ihrem natürlichen Habitat umgesiedelt, bestes Ackerland als Ausgleichsflächen aufgeforstet oder Forstbetriebe in Urwald umgewandelt. Dass diese Ausgleichsmaßnahmen oftmals nur einen Placebo-Effekt zur Beruhigung der Öffentlichkeit darstellen und die unwiederbringliche Zerstörung einer ländlichen Kulturlandschaft nicht heilen können, ist den von der Leine gelassenen Planern oftmals nicht mal eine Fußnote wert.
Während weite Teile des ländlichen Raumes noch auf einen schnellen Internetanschluss warten, bestellen die Menschen in den Städten immer mehr Waren im weltweiten Netz. Ein Teufelskreis, der wiederum zu einem erhöhten Bedarf an Logistikzentren und Straßenbauinfrastruktur führt. Die fehlende digitale Infrastruktur auf dem Land zwingt eine ganze Generation junger Menschen dazu, in die Ballungszentren zu ziehen. Dem Überaltern der Dorfgemeinschaften versuchen viele Kommunen durch Ausweisung billigen Baulandes entgegenzuwirken. Doch auch das befeuert nur weiter den Flächenfraß und trägt zum beschleunigten Verfall historischer Stadt- und Dorfkerne bei.

Aerial view of a new residential district of Wiley, Neu-Ulm, Bavaria, Germany

Statt Zuschüsse für historische Bausubstanz auszugeben, den Städten eine Verdichtung ihrer Bausubstanz aufzuerlegen und die Ausweisung von Neubaugebieten einzuschränken, massiv in den Breitbandausbau auf dem Land zu investieren und den Internetwarenhäusern die wahren ökologischen Kosten für ihre vermeintlichen Schnäppchenangebote in Rechnung zu stellen, setzt die öffentliche Hand nach wie vor allem auf eine Infrastrukturmaßnahme aus dem letzten Jahrhundert – die Autobahn. Dabei verhält sich unsere Gesellschaft so, als sei Grundund Boden im Überfluss vorhanden und ignoriert vollkommen die Tatsache, dass Deutschland eines der am dichtesten besiedelten Länder der Erde ist.
Diese Entwicklung, deren Ende noch lange nicht abzusehen ist, fordert von betroffenen Land- und Forstwirten viel Fachwissen, persönliches Engagement und vor allem Zeit. Oftmals kapitulieren die Betroffenen vor der Flut an Vorschriften und Verwaltungsakten und lassen sich von vermeintlich hohen Entschädigungszahlen ködern, ohne dabei die langfristigen wirtschaftlichen Schäden einkalkulieren zu können. Da Land- und Forstwirte meist nur einmal im Leben von Infrastruktur- und Bauvorhaben betroffen sind, sollten sie daher sich frühzeitig den Rat von Fachberatern einholen, um im Kampf gegen den Flächenfraß am Ende nicht wie Don Quichotte zu enden.

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